Einkauf goes ESG: Warum die Digitalisierung Ihrer Einkaufsdaten der schnellste Weg zu ESRS-Kennzahlen ist

Oktober 20, 2025

Webinar-Recap, Praxisleitfaden und Argumente für offene Schnittstellen
written by Ing. Mag. Werner Hingerl, Oktober 2025

Einkauf hat die Daten, Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verlangt belastbare Kennzahlen – dazwischen entscheidet die Qualität der Datenkette.
Dieser Beitrag zeigt Schritt für Schritt, wie aus Einkaufs- und Preisdaten prüfbar Klimabilanz-Sichten und European Sustainability Reporting Standards (ESRS)-Tabellen entstehen und warum offene Schnittstellen der entscheidende Hebel sind – ohne Doppelerfassung, mit Audit-Trail.


Die Aufzeichnung des Webinars finden Sie am Ende dieses Artikels. Die Präsentation senden wir Ihnen bei Bedarf gerne per E-Mail zu (Kontakt: contact@esg-cockpit.com).

Bild 1: Webinar – Einkauf goes ESG

Ausgangslage: Vom Datensilo zur belastbaren Datenkette

Viele Unternehmen verfügen bereits über hochauflösende Einkaufsdaten – Warengruppen, Lieferanten, Artikel, Preise, Mengen, Zeiträume. Gleichzeitig steigen mit CSRD/ESRS Anspruch und Prüfbarkeit der Berichte. Der Engpass liegt selten an fehlenden Informationen, sondern an Brüchen zwischen Systemen (ERP, Einkaufs-Business-Intelligence (BI), Data Warehouse (DWH) und Reporting) und Rollen (Einkauf, Finance, ESG-Team, IT). Genau hier setzt der Weg „Einkauf → ESG“ an: Wir nutzen vorhandene Einkaufs-/Preisdaten, führen sie in einem Governance-fähigen Prozess zusammen und erzeugen daraus prüfbar hergeleitete Kennzahlen und Tabellen – ohne die übliche Doppelpflege in Schatten-Excel.

Warum gerade jetzt? CSRD/ESRS, doppelte Wesentlichkeit, Scopes

Die CSRD bleibt der maßgebliche Rahmen, ihr Geltungsbereich wird jedoch politisch neu gezogen. Im Zuge des sogenannten „Omnibus I“-Pakets liegt aktuell ein Parlaments-/Rat-Kompromiss auf dem Tisch, der die Schwellenwerte anhebt: In-Scope nur noch sehr große Unternehmen, > 1.000 Mitarbeitende und > € 450 Mio. Nettoumsatz (Plenarabstimmung ausständig). Das würde den Kreis der Berichtspflichtigen deutlich verkleinern – unabhängig davon bleibt der Bedarf an verlässlichen Kennzahlen in Finanzierungen, Ausschreibungen und Lieferketten bestehen. Methodisch ändert sich nichts an der ESRS-Systematik (entwickelt von der European Financial Reporting Advisory Group – EFRAG) und an der Treibhausgaslogik nach Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) mit Scope 1 (direkte Emissionen), Scope 2 (eingekaufte Energie) und Scope 3 (Wertschöpfungskette). Gerade Scope 3 liegt informationsseitig weiterhin zu großen Teilen im Einkauf – damit bleibt die Digitalisierung dieser Daten der schnellste Hebel vom Beleg zur Tabelle.

Auch wenn die Pflichtgrenze politisch höher liegt, rechnet sich professionelles Nachhaltigkeits-Reporting: bessere Steuerung, Bank- und Investorenerwartungen, Requests for Proposals (RFPs) von Kunden und Lieferkettenanforderungen verlangen belastbare, prüfbare Zahlen – nicht nur die Gesetzeslage.

Digitalisierung, aber richtig: Vom Datensilo zur durchgängigen Datenkette

Digitalisierung nützt nur, wenn Daten flussfähig sind – sprich: aus operativen Systemen ohne Reibungsverluste in analytische, planerische und Reporting-Kontexte gelangen. In Einkauf und Supply Chain Management (SCM) heißt das:

  1. Transparenz über Warengruppen, Lieferanten, Artikel, Preise und Volumina,
  2. automatisierbare Exporte/Interfaces in standardisierte Formate,
  3. Governance (Rollen, Freigaben, Versionierung) entlang der gesamten Kette.

Forschungen und Praxisberichte zeigen, dass datengetriebene Beschaffung und Spend-Analytics Entscheidungszeiten halbieren, Savings steigern und Berichtsfähigkeit verbessern – vorausgesetzt, Daten liegen zentral, konsistent und anschlussfähig vor. Das gelingt nicht mit isolierten Excel-Silos, sondern mit integrierten Datenketten und klaren Zuständigkeiten.

Rollen & Prozess: Vom Einkaufsdatensatz zum ESG-Output in fünf Schritten

Das Einkaufs-/BI-System liefert die notwendige Transparenz und den gezielten Export; das ESG-Cockpit übernimmt den Governance- und Reporting-Layer. Zunächst werden in Ihrem Einkaufs-/ERP- oder BI-System die relevanten Positionen nach Warengruppe, Lieferant, Artikel und Zeitraum selektiert. Im nächsten Schritt entsteht ein standardisierter Export (CSV/Interface) mit genau den Feldern, die für die Nachhaltigkeitsbewertung benötigt werden – typischerweise Supplier, Category, Item/Service, Amount [EUR] sowie optional Quantity, Unit, Period. Anschließend importiert das ESG-Cockpit diese Daten 1:1, ordnet die Felder zu und wendet versionierte Crosswalks auf Emissionsfaktoren und die geforderte Standardlogik (ESRS/GRI/VSME/GWÖ) an. Darauf aufbauend entstehen Klimabilanz-Sichten mit Scope-Split und Hotspots sowie ein ESRS-E1-Ausschnitt; per Drill-down ist jeder Wert bis zur Einkaufszeile nachvollziehbar, Sum-Checks (Export ≙ Import) und Rollen/Freigaben sichern die Revisionsfähigkeit. Schließlich erhöhen Sie dort, wo Mengen- bzw. Aktivitätsdaten vorliegen, die Genauigkeit, indem Sie ohne Prozessbruch im gleichen Workflow auf mengen-/aktivitätsbasierte Faktoren umschalten.

Das Ergebnis: kein Doppelerfassen, ein konsistenter Audit-Trail und ein reproduzierbarer, prüfbarer Ende-zu-Ende-Pfad vom Einkaufsdatensatz zum ESG-Output.

Bild 2: ESG-Cockpit

Warum „offene Schnittstellen“ der Differenzierer sind

„All-in-one“ klingt verlockend, in der Praxis arbeiten jedoch Enterprise Resource Planning (ERP), Einkaufs-/Business Intelligence (BI), Data Warehouse (DWH) und Reporting parallel. Wert entsteht erst, wenn diese Systeme reibungslos miteinander sprechen. Offene Schnittstellen ermöglichen einen schnellen Start mit CSV/Flatfiles – ohne Prozessbruch. Sobald es sinnvoll ist, stellen Sie auf API-/ERP-Integrationen um; Prozess und Governance bleiben identisch. Aus einem konsistenten Datenkern bedient das ESG-Cockpit dank Crosswalks mehrere Reportingpfade synchron – von den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) über die Global Reporting Initiative (GRI) und den Voluntary SME Standard (VSME) bis zur Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ); interne Management-Sichten lassen sich aus demselben Datenbestand erzeugen. Die Datenqualität bleibt entlang der gesamten Kette nachvollziehbar, weil Importprotokolle, Versionierung, Freigaben und der Audit-Trail den vollständigen Prüfweg absichern; die Organigramm-Konsolidierung rolliert Gesellschaften und Standorte sauber hoch und hält Vergleiche belastbar. So sinken die Total Cost of Ownership (TCO): keine Parallelpflege, keine Schatten-Excel, zentrale Updates statt Insellösungen. Gleichzeitig reduziert sich das Implementierungsrisiko und die Akzeptanz in Einkauf, Finance und ESG-Team steigt – jede Rolle behält ihren vertrauten Systemblick und arbeitet trotzdem auf denselben Daten. Kurz: anschlussfähig hinein, anschlussfähig hinaus – offene Schnittstellen sind nicht „nice to have“, sondern die Voraussetzung für Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Prüfbarkeit im ESG-Reporting und damit ein klarer Wettbewerbsvorteil des ESG-Cockpits.

Vom Screening zur Präzision: Spend-basiert → Activity-basiert

Spend-basiert bedeutet schneller Einstieg: in kurzer Zeit zu Hotspot-Sichten und einem ersten ESRS-Ausschnitt. Activity-basiert erhöht die Genauigkeit, sobald Einheiten, Verbräuche oder Prozessmengen vorliegen. Wichtig: Beide Stufen laufen im ESG-Cockpit in einem Prozess, mit identischen Prüfschritten und derselben Governance. Sie starten also ohne Hürden und professionalisieren die Datenlage, ohne die Kette neu zu erfinden.

„Klarheit statt Katalog“: Warum wir Ergebnis-first zeigen

Im Webinar haben wir nicht „alle Features“ gezeigt, sondern einen belegbaren Weg zu einem belastbaren Ergebnis. Entscheider:innen bewerten Was kommt raus? Wie schnell? Wie prüfbar? höher als Feature-Listen. Die Time-to-First-Output war bewusst kurz: Klimabilanz-Sicht und ESRS-E1-Tabelle aus demselben Datensatz, nachvollziehbar bis zur Ursprungzeile. Dieser Ansatz spiegelt bewährte Praxis im digitalen Einkauf: Transparenz → Export → Analyse/Report → Maßnahme, statt Tool-Katalogen ohne Handlungsbezug.

Beispiel: Use-Case „Anlagenbau & Rohstoffe“

  • Einkaufsblick (SCIO®): Rohstoffe und investive Güter (Capex) nach Warengruppe/Lieferant/Artikel, Preisentwicklung, Mengen/Spend. Export eines schlanken Datasets
  • ESG-Blick (ESG-Cockpit): Cat. 1 (eingekaufte Güter/Dienstleistungen), Cat. 2 (Investitionsgüter/Anlagenbau), Cat. 4 (Upstream-Transport) – sauber gemappt, Scope-Split sichtbar. ESRS-Ausschnitt entsteht ohne erneute Datenerfassung; Drill-down klärt „Woher kommt der Wert?“
  • Maßnahmenbezug: Hotspot-Warengruppen priorisieren, Spezifikationen/Lieferanten mixen, Activity-Daten nachziehen, Zielpfade hinterlegen
Bild 3: SCIO®

Governance & Qualität: Vom Report zum Prozess

ESG-Reporting ist keine jährliche Kür, sondern laufende Datenpflege. Im ESG-Cockpit ist Governance deshalb kein Add-on, sondern Kern des Systems: Rollen und Freigaben steuern eindeutig, wer Daten importiert, prüft und freigibt – jede Aktion wird protokolliert und ist damit nachvollziehbar. Alle Importe, Mappings und Faktorstände sind versioniert; jede Änderung ist datiert, begründet und rückführbar. Das Organigramm bildet Gesellschaften und Standorte ab, Konsolidierungen rollen sauber hoch und erhalten die Vergleichbarkeit über Einheiten und Perioden hinweg. Aus einem konsistenten Datenkern lassen sich parallel verschiedene Reportingpfade ausleiten – ESRS, GRI, VSME, GWÖ –, ohne doppelte Pflege oder widersprüchliche Zahlenstände. So sinkt das Risiko von Konflikten zwischen Rechts-, Finanz- und Nachhaltigkeitslogik, während Prüfbarkeit und Belastbarkeit der Ergebnisse steigen.

Einordnung: Sachkonten vs. zeilen-/warengruppenbasiert

Sachkonten-Summen sind für saubere Scope-Zuordnung meist zu grob: Heterogene Güter/Dienstleistungen landen im selben Konto, Lieferanten-/Artikelkontext fehlt, Pauschalfaktoren verzerren. Die zeilen-/warengruppenbasierte Kette im ESG-Cockpit führt dagegen zu richtigen Kategorien (z. B. Cat. 1/2/4 statt „Materialaufwand gesamt“), einer besseren Faktorenlogik (Screening → Activity) und einem Audit-Trail bis zur Buchungs-/Einkaufszeile. Aus „Pi-mal-Daumen“ wird ein prüfbarer, steuerungsfähiger Prozess – anschlussfähig für Prüfungen und Managemententscheidungen.

Mehrwert je Rolle

Für Einkauf/SCM liegt der Nutzen in der schnellen Identifikation von Hotspots, der Priorisierung relevanter Lieferanten-/Warengruppen sowie der quantifizierbaren Ableitung von Maßnahmen.

Controlling/Finance profitiert von belastbaren Sum-Checks und sauberer Konsolidierung über Einheiten hinweg; Zahlenstände sind prüfungssicher und anschlussfähig an Abschluss- und Prüfprozesse.

Das Team um den Chief Sustainability Officer (CSO)/das ESG-Team erhält ESRS-konforme Tabellen aus einer konsistenten Datenbasis; die doppelte Wesentlichkeit ist methodisch eingebettet und jederzeit nachvollziehbar.

Informationstechnologie (IT)/Data startet niederschwellig mit CSV und skaliert bei Bedarf per API/ERP – der Prozess und die Governance bleiben identisch, wodurch Pflege- und Integrationsaufwände gering bleiben.

Gesamtmehrwert (rollenübergreifend)

Die Digitalisierung der Einkaufsdaten entfaltet ihren Wert erst, wenn sie systemübergreifend gedacht ist: Transparenz im Einkauf, anschlussfähiger Export, ESG-Datenmanagement mit offenen Schnittstellen und prüfbares Reporting – alles auf einem konsistenten Datenkern. So entsteht in kurzer Zeit ein belastbarer Output, der Management und Prüfer überzeugt, und zugleich eine skalierbare Datenbasis, die mit Ihren Anforderungen wächst. Kurz gesagt: Klarheit statt Katalog – ein reproduzierbarer Weg vom Beleg zur Tabelle.

Klicken Sie hier, um die Videoaufzeichnung von Webinar zu sehen

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